Herr Frank Gattermann-Buder steht uns heute Rede und Antwort zu allem, was wir schon immer über FÜRSTENBERG wissen wollten. Über die Jahre seiner Firmenzugehörigkeit, konnte Herr Gattermann-Buder einen Einblick in alle Abteilungen des Unternehmens erhalten. Heute ist er nur für uns da.

Hallo Herr Gattermann-Buder, Sie sind der Senior Manager des internationalen Verkaufs von FÜRSTENBERG, eine der besten Porzellanmanufakturen der Welt. Erzählen Sie uns doch bitte die Gründungsgeschichte Ihres Unternehmens.

Herzog Carl I. zu Braunschweig hat das Unternehmen 1747 gegründet. Sicherlich – auch nach dem Vorbild August des Starken in Meissen – mit einer gewissen Eitelkeit eine eigene Manufaktur zu besitzen. Hauptsächlich war der Herzog für seine Zeit sehr weitsichtig – und hat, neben anderen Unternehmen im Süden seines Herzogtums, FÜRSTENBERG gegründet um Arbeitsplätze zu schaffen in einer damalig extrem armen Gegend – um den MitarbeiterInnen entsprechende Einkommen für die Sicherung des Überlebens zu geben.

Seit dem Aufbau der kleinen Manufaktur im Jahr 1747 haben Sie sich von der Fürstenberger Werkstatt gewaltig weiterentwickelt. Erklären Sie mir bitte, wie genau dieser enorme Aufschwung kam.

Dieser ist begründet in der konsequenten Entwicklung des Unternehmens, der Marke und der Kollektion sowie der Absatzmärkte. Allerdings darf dabei nicht verschwiegen werden, dass es im Laufe der 270 Jahre viele Höhen und Tiefen gegeben hat, bedingt durch geschichtliche Prozesse wie Kriege und ökonomische Einflüsse wie z.B. die Weltwirtschaftskrise. Doch auch nach diesen Zeiten ist es FÜRSTENBERG immer wieder gelungen sich aus den widrigsten Umständen emporzuarbeiten.

Noch heute sind Sie in Fürstenberg angesiedelt und es wird wirklich alles in feinster Handarbeit gefertigt. Wie lange dauert es bis eine Tasse fertig ist und wie lange müssen die Kunden da auf Ihre Bestellungen warten?

Das hängt sehr stark von der bestellten Ausführung der 2-teiligen Tasse ab und lässt sich zeitlich nicht pauschalisieren. Die Henkel werden separat von dem Obertassenkörper gefertigt, werden später an diesen angarniert. Zu berücksichtigen ist ein gewisser Trocknungszustand vor dem ersten Brand, das Stempeln der Bodenmarke ‚unterglasur‘ mit Kobaltfarbe, das Glasieren sowie der zweite Brand. Ein oder weitere Brände folgen nach vorheriger Dekoration, sofern der Kunde eine dekorierte Tasse wünscht.

Halten Sie sich bis heute an die klassische Technik von damals oder haben Sie diese vollkommen modernisiert?

Noch heute basiert ein Großteil der Porzellanherstellung im Hause FÜRSTENBERG auf Handarbeit.

Würden Sie mir bitte erklären, wie genau bei Ihnen diese Gemälde auf einen kleinen Teller gelangen.

Entweder mittels eines Siebdruckbildes (sehr aufwendige Entwicklung JE spezifischen Artikel), reiner Handmalerei oder einer Kombination aus beidem.

Wie wählen Sie die Künstler aus, die die Bilder auf Ihre Teller bringen?

Es handelt sich um langgediente und sehr erfahrene MitarbeiterInnen der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, die zu Beginn Ihrer Karriere eine intensive Ausbildung durchlaufen und die sich darüber hinaus noch einige Jahre der Erfahrung im täglichen Geschäft der Manufaktur aneignen müssen, um die entsprechende Kompetenz zu erlangen.

Ihr Service steht bei mir zu Hause eher als Dekoration, denn viele halten es eher für Kunst als für einen Gebrauchsgegenstand. Was ist es für Sie und was würden Sie Leuten wie mir sagen?

Die Zeit des Lebens ist viel zu kostbar um nicht schöne Dinge stets zu nutzen.

2005 gingen Sie eine Kooperation mit SIEGER ein. Erzählen Sie mir bitte wie diese Ihr Unternehmen veränderte.

Diese Zusammenarbeit war und ist fruchtbar für beide Unternehmen. FÜRSTENBERG hat seine Geschichte und unglaubliche Erfahrung von damalig über 250 Jahren eingebracht, Sieger Design ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen im vielfältigen Design- und Dienstleistungsbereich mit entsprechenden Erfahrungen. Das FÜRSTENBERG-Verkaufsteam hat somit zwei wertvolle Marken im Portfolio, um den vielfältigen Anforderungen der Märkte und Kunden gerecht zu werden.

Ist SIEGER für Sie immer noch eine andere Firma oder sind Sie mittlerweile vollkommen zusammengewachsen?

Beide Unternehmen sind je absolut eigenständig. SIEGER by FÜRSTENBERG ist die gemeinsame Marke beider Unternehmen. Sieger Design ist u.a. zuständig für das Design, FÜRSTENBERG für die manufaktürliche Fertigung, den Vertrieb und Verkauf.

Viele Ihrer Konkurrenten heben Ihre Preise an. Werden Sie Ihre Preise noch konstant halten können?

Unsere Verkaufspreise sind unverändert seit April 2015, auch in 2017 wird es für beide Marken keine Preiserhöhung geben.

FÜRSTENBERG ist eine Premiummarke und eine der besten auf ihrem Gebiet. Sagen Sie uns bitte in einem kurzen Satz, warum das so ist. Was hebt Sie von den anderen ab?

Unser Anspruch und die Realisierung der bestmöglichen Qualität (Perfektion bis ins Detail), 270 Jahre Erfahrung – ‚FINEST HANDCRAFTED PORCELAIN‘, ‚CONTEPORARY SINCE 1747‘ (d.h. wir haben aus jeder stilprägenden Epoche mindestens eine Originalform, angefangen vom Rokoko) MADE IN GERMANY -, Innovation (z.B. doppelwandige Artikel mit Thermofunktion) und Funktionalität (z.B. Kombinierbarkeit der Artikel untereinander).

Wo geht FÜRSTENBERG in den nächsten Jahren hin? Was denken Sie, wird sich Ihre Firma verändern oder sind Sie schon dort angekommen, wo Sie immer hin wollten?

Unsere Philosophie der ‚Vereinigung jahrhundertealter Handwerkskunst mit modernem Design‘ ist durch viele aktuelle Auszeichnungen bestätigt worden. Wir sind stolz darauf und werden diesen Weg weiter beschreiten.

Deutliche Unterschiede gibt es auch zwischen dem europäischem und dem osteuropäischen Markt. Was sagen Ihre Erfahrungen, wie verschieden sind die Einkaufstendenzen auf Ihrem Markt?

Die osteuropäischen Märkte sind noch eher die mit klassisch geprägten Kundenmentalitäten.

Der Onlineshop www.BREGNER.com beschäftigt sich mit dem Vertrieb von Luxusgütern in die gesamte Welt. Für eine Vielzahl unserer Kunden ist Luxus etwas Außergewöhnliches, für andere etwas Selbstverständliches. Wie sehen Sie Luxus an?

Sehr vielfältig, bezogen auf unsere Branche – Antwort s.u. 19.

Luxus ist ein Wort, das bei der Anzahl der Menschen, die sich damit beschäftigen, auch sehr viele verschiedene Bedeutungen hat. Nun frage ich Sie, was genau Luxus für Sie ist.

In dem Zusammen mit FÜRSTENBERG und Porzellan beider Marken bezeichnet Luxus für mich eine lebensbejahende Qualität – wert einen jeden Cent und dafür, von Generation zu Generation weitergegeben zu werden.

Zum Abschluss, ganz zwischen uns und den anderen Lesern, wie viele Manschettenknöpfe haben Sie?

Ich trage kein Business-Hemd ohne Manschetten. 3 Paar von FÜRSTENBERG mit meinen Initialen – in verschiedenen Ausführungen – sowie je ein Paar als Geschenke von meiner Frau und meiner Mutter.

Vielen Dank für all diese aufschlussreichen Einblicke in Ihre Tätigkeit und Ihr Unternehmen. Wir wünschen Ihnen und FÜRSTENBERG weiterhin alles Gute.